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Der „2023 Global State of Upskilling and Reskilling Report“ von 360Learning beleuchtet den aktuellen Stand des Um- und Weiterbildungsangebots für Angestellte in Unternehmen aus Deutschland und Österreich, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA. Die Studie legt nahe, dass Beschäftigte ihr Verbleiben in einem Unternehmen u.a. davon abhängig machen, ob klare Karrierewege für sie vorgesehen sind. Recruitern und Personalentwicklern jedoch fehlt es an Einblicken in das vorhandene Wissen im Unternehmen und die Karrierewünsche der Angestellten. Mit passgenauen Fortbildungsangeboten kommen sie teils nicht hinterher.

 

Bildquelle: (C) Gerd Altmann / Pixabay

 

Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels, des demographischen Wandels, der kürzeren Lebensdauer von Qualifikationen und der hohen Fluktuationsraten gerade junger Generationen greifen Unternehmen weltweit verstärkt auf internes Recruiting zurück. Wissensdefizite im Team behindern die interne Mobilität dabei erheblich und bringen für Unternehmen kostspielige Folgen mit sich.

Vor diesem Hintergrund hat 360Learning, der in Karlsruhe ansässige Anbieter einer All-in-one Learning Experience Platform, eine Studie mit 3.600 Befragten (je 300 Beschäftigte, Recruiter und Personalentwickler) aus Deutschland und Österreich, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA durchgeführt. Die Feldarbeit wurde zwischen dem 1. Juni und dem 16. Juni 2023 online durchgeführt.

 

Studienergebnisse aus Deutschland und Österreich

Unter den 900 befragten Beschäftigten, Recruitern und Personalentwicklern aus Deutschland und Österreich fielen zwei Zahlen besonders ins Auge: 35,5% der befragten Recruiter gaben an, dass die Fluktuationsrate bei Neueinstellungen in den ersten 12 Monaten in ihrem Unternehmen bei über 31% lag. Analog gaben 39,2% der Beschäftigten, die in den letzten 12 Monaten ihren Job gewechselt hatten, an, dies aufgrund von fehlender beruflicher Unterstützung oder Aufstiegsmöglichkeiten getan zu haben.

  • Ihre nächsten Entwicklungsschritte im Unternehmen kennen lediglich 25,67% der befragten Angestellten genau.
  • Unter denjenigen Angestellten, die sich über ihre nächsten Karriereschritte im Unklaren sind, geben 29,58% an, sich aufgrund dieser Unklarheit nach anderen Jobangeboten umzusehen.
  • Unter den befragten Personalentwicklern geben 37,33% an, 40% oder weniger der Fortbildungswünsche ihrer Mitarbeiter pro Jahr erfüllen zu können. Für sie liegen die größten Herausforderungen in puncto Mitarbeiterweiterbildung u.a. in der fehlenden Kenntnis der dringend benötigten Fähigkeiten.
  • Auf die Frage, welche Faktoren ihrer Meinung nach für die interne Mobilität im Unternehmen hinderlich seien, sehen Recruiter u.a. das Fehlen klarer Karrierewege und die Unfähigkeit, Mitarbeiter schnell genug weiter- bzw. umzuschulen als problematisch an.

 

 

Deutschland und Österreich im internationalen Vergleich

Während einige Trends länderübergreifend übereinstimmen, wie z. B. die Schwierigkeit, neue Mitarbeitende mit den richtigen Qualifikationen zu finden, zeigen sich jedoch auch geografisch unterschiedliche Studienresultate, die einen spannenden Vergleich ermöglichen.

So halten in Deutschland und Österreich lediglich 11% der Recruiter die Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte zu finden, für akut, während es in den USA und Frankreich bereits 46% bzw. 44% und im Vereinigten Königreich sogar 62% sind.

Etwas weniger positiv stehen Deutschland und Österreich im Ländervergleich da, wenn es um das Verständnis der Personalentwickler für die im Unternehmen vorhandenen Skills und Qualifikationslücken geht. In Großbritannien sind 75% der befragten Personalentwickler der Meinung, dass sie ein umfassendes Verständnis der in ihrem Unternehmen vorhandenen Skills inkl. potenzieller Qualifikationslücken haben. In den USA und Frankreich sind es jeweils 71% der Befragten, in Deutschland und Österreich vergleichsweise geringe 66%.

Das Bild wird etwas positiver, wenn es um den Überblick der Beschäftigten über ihre potenziellen Karrieremöglichkeiten im Unternehmen geht. In Deutschland und Österreich geben 41% der Beschäftigten an, einen Überblick über ihre nächsten Karriereschritte zu haben. In den USA sind es 38%, in Frankreich 37% und in Großbritannien lediglich 34%.

Interessant werden diese Zahlen, da die Studie auf einen direkten Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Karriereaussichten der Mitarbeiter und ihrer Neigung, das Unternehmen zu verlassen, hindeutet. Hier geben knapp 40 % der deutschen und österreichischen Beschäftigten, die in den letzten 12 Monaten den Job gewechselt haben, als Hauptgrund die fehlenden beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer vorherigen Stelle an.

 

Fazit und Ausblick

Um dem Fachkräftemangel gerade angesichts des demographischen Wandels dauerhaft entgegenzuwirken, sollten Arbeitgeber laut 360Learning einen Überblick über das Wissen in ihrem Unternehmen haben und ihren Angestellten klare Perspektiven für ihre Karrierewege bieten. Gleichzeitig sollten die Mitarbeiter in der Lage sein, diejenigen Skills zu benennen, die sie für die Erledigung ihrer Aufgaben benötigen und die richtige Schulung zur richtigen Zeit erhalten.

Aus Sicht von 360Learning sind die Unternehmen auf dem richtigen Weg, ihre Qualifikationsdefizite zu beheben, indem sie ihren Schwerpunkt verstärkt auf internes Upskilling legen, da es die Mitarbeiterbindung fördert, schneller und kostengünstiger ermöglicht, neue Qualifikationen zu decken. Für das interne Recruiting brauchen die Unternehmen jedoch die richtigen Werkzeuge und Strategien zur Umsetzung.

Aus Sicht von 360Learning sind Schlüsselfaktoren bei der Umsetzung dieser Strategien effektiver interner Wissensaustausch und Peer-Learning. Gerade hier rücken Skill-Mapping, individuelle Lehr- und Lernangebote und kollaboratives Lernen als Wegbereiter für kompetenzbasiertes Lernen in den Vordergrund.

Quelle: https://www.wissensmanagement.net/themen/artikel/artikel/skill_gap_studie_wo_haben_unternehmen_die_groessten_wissensluecken.html?no_cache=1